Dieses Kapitel ist relativ abstrakt. Es
wurde hier aufgenommen, weil auch in vielen
Mathematikvorlesungen zur
Analysis damit begonnen wird. Sie können das Kapitel auch
überspringen und später darauf zurück kommen.
Zur Erinnerung hier noch einmal die Definition aus der
vorigen Lektion:
Definition 1: Eine
Funktion f : X → Y von der Menge X in die
Menge Y ist eine Vorschrift, die jedem Element x der Menge
X genau
ein Element y der Menge Y zuordnet.
Zum Vergleich eine weitere Definition:
Definition 2: Eine Funktion ist eine Abbildung
der Urbildmenge X auf die Bildmenge Y . (s.
Abbildungen
unten)
Der Begriff Funktion ist der speziellere Begriff. Funktionen
sind auf Mengen von Zahlen definiert. Merken Sie
sich bitte die Begriffe mit der gleichen Bedeutung:
Eine Funktion ist auch
eine Abbildung (Aber nicht jede Abbildung ist
eine Funktion!)
Der Definitionsbereich einer
Funktion ist auch die Urbildmenge, der
Urbildbereich, die unabhängige Variable, die Menge der
x-Werte.
Ihr Wertebereich ist auch die
Bildmenge, der Bildbereich, die abhängige Variable, die
Menge der y-Werte.
injektiv
Eine Funktion f: M → N heißt f injektiv,
falls die Gleichung 
f(x) = y für y ∈ N
höchstens eine Lösung x ∈ M besitzt, d.h.
∀x1, x2 ∈ M : f(x1)
= f(x2) ⇒ x1 = x2.
Alle Funktionswerte sind verschieden. Anders gesagt:
Jedes Bild hat höchstens ein Urbild. (s. Abb. rechts) Anders
gesagt: Kein Funktionswert darf mehrmals getroffen werden.
Injektive Funktionen kann man invertieren
(deutsch: umkehren). Man erhält dabei
die Inverse (deutsch: die
Umkehrfunktion).
Beispiel: Die Funktion
f(x) = ex
ist injektiv. Es gibt zu jedem x-Wert genau einen y-Wert. Kein
y-Wert kommt mehrmals vor. Sie ist nicht surjektiv (s.u.), da
die negativen y-Werte keinem x-Wert zugeordnet sind.
Die Umkehrfunktion von f(x) = ex
ist die Logarithmusfunktion f(x) = ln x.
surjektiv
Eine Funktion f: M → N heißt surjektiv,
falls die Gleichung
f(x) = y
für jedes y ∈ M mindestens eine Lösung x ∈ N
besitzt, d.h.
∀y ∈ N ∃x ∈ N: y
= f(x)
Alle Elemente des Wertebereichs sind auch Funktionswerte von
einem (oder mehreren) Element(en) des Definitionsbereichs. Der
gesamte
Wertebereich wird ausgeschöpft.Das heißt, dass einem Wert y
auch mehrere Werte x zugeordnet sein können. Anders gesagt:
Jedes
Bild hat mindestens ein Urbild. Anders gesagt: Alle Werte des
Definitionsbereichs müssen mindestens einmal getroffen werden.
Beispiel: Die Funktion
f(x) = x3 + 2x2
ist surjektiv aber nicht injektiv. Alle y-Werte werden
getroffen, einige jedoch mehrmals.
bijektiv
Sie ahnen es schon: Eine Funktion f ist bijektiv
(eineindeutig), falls f injektiv und
surjektiv
ist.
Jedes Elemente des Wertebereichs ist hier Funktionswert von
genau einem Element des Definitionsbereichs. Anders gesagt:
Jedes Bild
hat genau ein Urbild.
Beispiel: Die lineare Funktion
f(x) = x
ist bijektiv. Alle Werte des Definitionsbereichs werden
getroffen und dies höchstens einmal.
Bedeutung des Definitionsbereichs
Durch die richtige Wahl des Definitionsbereichs
und des Wertebereichs lassen sich Funktionen bijektiv
machen.
Beispiel: Die Funktion
f(x) = x² (D = R, W
= R) ist
- nicht injektiv, denn x und -x haben den
gleichen y-Wert,
- nicht surjektiv, kein x-Wert wird auf einen
negativen y-Wert abgebildet.
f(x) = x² (D = R+, W
= R) ist
- injektiv, denn es gibt nur noch einen
x-Wert zu jedem y-Wert,
- nicht surjektiv, kein negativer y-Wert hat
ein Urbild..
f(x) = x² (D = R+, W = R+) ist
- injektiv (s.o.)
- surjektiv, denn allen y-Werten ist ein
x-Wert zugeordnet
- also bijektiv
Überprüfen Sie nun bitte, ob die
Definition 1 am Anfang der Seite im Widerspruch zu diesen
Ausführungen steht. Diskutieren Sie das Problem ggf. in der
Kleingruppe.
Alles zu theoretisch? Eine gut
verständliche Erklärung habe ich in einem Forum der ETH
Zürich gefunden:
In der Disko gibt es eine eine bestimmte Anzahl
Männer (x) und Frauen (y).
Injektiv: Frauenüberschuss... Jeder Mann (x)
hat sich eine Frau
(y) geangelt, die anderen Frauen bleiben einsam und alleine.
Surjektiv: Männerüberschuss. Männer lassen sich
aber
nicht so schnell unterkriegen, entsprechend wirbt trotzdem jeder
Mann
um eine Frau, manche um die selbe. ⇒ Jedes y hat mindestens ein
x,
manche mehrere.
Bijektiv: Genau gleichviel Frauen und Männer,
welche sich jeweils
zu Paaren zusammentun. ⇒Jedes x hat genau ein y. (optimaler
Fall, der
in der Disko nie eintritt)
Übung
1. Die dargestellte Funktion ist:


2. Erklären Sie sich selbst, einem Kommilitonen oder Ihrem
Dozenten (ggf. in der Fantasie), warum das so ist!
Immer noch zu theoretisch? Dann arbeiten Sie bitte
zunächst die folgenden Lektionen durch und kommen später auf
diese Seite zurück.
(c) • letzte Änderung:
21.1.2016 |