So steht es in unserem Mathematikskript:

Ist Ihnen das auch etwas zu abstrakt? Versuchen wir es etwas
anschaulicher für uns mathemathische Nicht-Profis!
Zwei Dimensionen
Wie wir bereits wissen, ändert die Multiplikation eines
Vektors mit einem Skalar nur die Länge des Vektors, seine Richtung
bleibt jedoch gleich. Zwei Vektoren und , die sich durch eine Multiplikation mit einer reellen
Zahl ineinander überführen lassen, haben also die gleiche
Richtung. Sie sind linear abhängig voneinander.
Da sie eine gemeinsame Richtung
haben (alle ihre Repräsentanten
sind parallel), nennt man sie kollinear. Ein Vektor bildet einen Vektorraum mit der Dimension 1. (Zum Begriff Vektorraum s. nächste Lektion)
Ein anschauliches Beispiel: An einen Zug,
der auf einer geraden Strecke steht, kann ich hinten noch einen Wagen
und vorne noch eine Lokomotive anhängen. Seine Richtung
ändert sich dadurch nicht.
Aus zwei linear unabhängigen Vektoren, einfacher
gesagt: aus zwei Vektoren, die auf der gleichen Ebene liegen, aber
nicht die gleiche Richtung haben, kann man alle anderen Vektoren dieser
Ebene als Linearkombination erzeugen
Aus diesen Überlegungen ergibt sich eine wichtige Folgerung:
Zwei linear unabhängige Vektoren spannen
eine Ebene auf. Sie sind eine Basis dieser Ebene. Alle Vektoren dieser
Ebene sind linear von diesen beiden Vektoren abhängig. Die Dimension des Vektorraums ist 2.
Drei Vektoren sind linear abhängig, wenn sich ein
Vektor oder sein skalares Vielfaches durch die Addition der
beiden
anderen Vektoren oder ihrer skalaren Vielfachen ergibt. Man nennt
sie komplanar, weil sie alle
auf einer Ebene liegen. Die Dimension ist also immer noch 2.
Formal ausgedrückt: Drei Vektoren sind linear
abhängig, wenn gilt:

Anschauliches Beispiel: Wenn Sie alle Ihre
Schreibstifte auf den Tisch
werfen, werden sie sicher nicht alle dieselbe Richtung einnehmen, aber
alle werden auf der ebenen Tischplatte liegen (komplanar). Bevor Die Stifte den Tisch erreichen, werden sie allerdings verschiedene Richtungen im Raum einnehmen. Um alle Punkte im Raum zu bestimmen, brauchen wir aber nur drei Stifte zu betrachten, die in verschiedene Richtungen zeigen.
Drei linear unabhängige Vektoren spannen
einen Vektorraum mit der Dimension 3 auf. Sie bilden eine Basis dieses Raums. Alle anderen Vektoren in diesem Raum sind von diesen linear abhängig.
Anders herum: die Linearkombination
Nun möchte ich Ihnen noch eine Erklärung
für lineare Abhängigkeit anbieten, die aus der anderen
Richtung
funktioniert:
Eine Linearkombination der Vektoren , , ist ein Vektor mit
der Form
.
Sprachlich ausgedrückt:
Eine Linearkombination mehrerer Vektoren ist
ein Vektor, der aus der Addition der skalaren Vielfachen der einzelnen
Vektoren entsteht. Sie haben dies übrigens schon bei
der Konstruktion des Ortsvektors
aus den Einheitsvektoren des Koordinatensystems verwendet und
verstanden!
Ein Sonderfall liegt vor, wenn alle Skalare k1, k2,
k3 gleich 0 sind. Dann ist logischerweise die Länge der
Vektoren 0 und die daraus resultierende
Linearkombination ist der Nullvektor . Man nennt dies die triviale
Linearkombination.
Und nun die Definition::
Man nennt , ,
linear unabhängig, wenn diese triviale Linearkombination die
einzige ist, die den Nullvektor liefert.
Daraus folgt eine Aussage, die mich immer wieder fasziniert:
"Die Vektoren heißen linear abhängig,
falls sie nicht linear unabhängig sind."*
Anders gesagt: Wenn es in der Linearkombination = 0 mindestens einen Skalar ki ≠
0 gibt, dann sind die Vektoren linear abhängig.
Noch mehr verwirrt? Dann vergessen Sie diesen Abschnitt! Mir
hat er geholfen.
*aus: Beutelspacher (2010): S.
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ÜBUNGEN
Übung 1:
Richtig oder falsch?
Zwei Vektoren sind genau dann linear unabhängig, wenn
keiner ein skalares Vielfaches des anderen ist.
Ein einzelner Vektor ist genau dann linear unabhängig,
wenn er nicht der Nullvektor ist.
In der euklidischen Ebene gibt es genau zwei linear unabhängige
Vektoren. Alle anderen sind von ihnen linear abhängig.
Für Spezialisten:
Wenn die Determinante der Koeffizientenmatrix der Vektoren gleich 0 ist, dann sind linear abhängig.
Weitere Übungen können noch folgen, wenn Sie
(Lehrende + Lernende) Ideen haben.
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(c) Hans Göttmann 2016• letzte Änderung: 21.1.216 |